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01.09.2017 Kategorie: Karate Karate

Für den Karate-Meister ist der Weg das Ziel

Uwe Careni im Trainingszentrum des Judo-Clubs. Er ist jetzt Träger des 6. Dan.   Bericht: BZ

Foto: Helmut Pangerl

Rund 20 bis 25 Träger des 6. Dan in Karate in der Stilrichtung Shotokan gibt es in Deutschland. Seit dem 5. August gehört der Bietigheimer Uwe Careni auch dazu. Er hat die Prüfung in Ravensburg erfolgreich absolviert und ist damit eine weitere Stufe in der „Meister-Liga“ hinauf geklettert.

Wer dorthin gelangen will, muss für seinen Sport leben. Fünf bis sechsmal pro Woche habe er zur Vorbereitung auf die zweieinhalbstündige Prüfung trainiert, erzählt Careni. Die Prüflinge mussten auf alles gefasst sein, auch „auf unbekannte Vorlieben der Prüfer“. Wer den 6. Dan erwerben wolle, müsse Hunderte von Grundtechniken beherrschen (Kihon), dazu 26 vorgeschriebene Formen (Kata) – Einzeltechniken nach einem definierten Ablauf. Hinzu kommen der Kampf mit einem Partner (Kumite) und theoretische Fragen. Um zu der Bundesprüfung, die einmal im Jahr stattfindet, überhaupt zugelassen zu werden, musste der 56-jährige Berufsschullehrer zudem seinen Karate-Lebenslauf einreichen. Voraussetzung ist über Wettkämpfe und Meisterschaften hinaus eine Förderung des Karate-Sports.

Für Uwe Careni dürfte es nicht schwer gewesen sein, die Prüfer von seiner Eignung zu überzeugen. Er kann mit einer eindrucksvollen „Karate-Karriere“ aufwarten.

Als 14-Jähriger nahm er 1975 am ersten Anfängerkurs der neu gegründeten Karateabteilung des Bietigheimer Judo-Clubs teil, war also von Anfang an dabei. Bereits 1978 errang er die Landesmeisterschaft der Jugend. 1981 wurde Careni Trainer im Judo-Club, 1989 absolvierte er die Prüfung zum 1. Dan, was gleichbedeutend mit dem Aufstieg in die mit einem schwarzen Gurt gekennzeichnete Meisterklasse ist. 2011 legte er die Prüfung zum 5. Dan ab.

Als Trainer führte Careni zahlreiche seiner Schützlinge zu Meisterschaften. Für sein sportpädagogisches Konzept „Samurai-Minis“, an dem seit 2014 rund 100 Kinder teilnahmen, wurde er 2015 mit dem Jugend-Förderpreis der Stadt Bietigheim-Bissingen ausgezeichnet. Als Funktionär leitete er von 1984 bis 2004 die Abteilung Karate des Judo-Clubs, seit 1999 ist er Vorsitzender des Gesamtvereins. Unter seiner Leitung wurde 2014 auch der Bau eines eigenen Trainingsgebäudes (Dojo) im Ellental in Angriff genommen, das im Jahr darauf eingeweiht werden konnte.

Uwe Careni ist außerdem Lehrer für Selbstverteidigung, Gewaltschutztrainer und (seit 2015) Meditationslehrer.

Auf die Frage, ob er einen weiteren Meistergrad anstrebe, sagt der 56-Jährige, er habe keine Ambitionen. Auch der 6. Dan sei nicht sein Ziel gewesen, sondern es gehöre zu der aus Japan stammenden Philosophie des Karate, seinen Weg zu gehen. „Ich sagte nicht, ich will den 6. Dan, sondern ich will mich möglichst optimal entwickeln“, so der Karate-Trainer.

Auch wenn der Ton im Training mitunter hart sei, sei Karate auch eine geistige Schulung, betont Careni. Werte wie Demut, Disziplin oder Bescheidenheit würden gelehrt. Und schnell gehe es auch nicht: Bis Neulinge an Wettkämpfen teilnehmen könnten, dauere es beispielsweise zwei Jahre, zwischen den verschiedenen Meistergraden liegen mehrjährige Intervalle. Das seien auch Gründe, warum es im Karate keine Schlägertypen gebe, meint Uwe Careni. Denen würde das alles viel zu lange dauern.

Als weitere Vorteile seines Sports nennt der Bietigheimer die Möglichkeit, diesen auch noch in fortgeschrittenem Alter auszuüben. Er habe in seinen Wettkampfjahren zwar schon Verletzungen wie Nasenbeinbrüche oder ausgerenkte Finger davongetragen, doch keine Langzeitschäden. „Rücken ist bei uns kein Thema“, sagt Uwe Careni.

Mit 370 Mitgliedern ist die Abteilung Karate des Bietigheimer Judo-Clubs eine der größten in Süddeutschland. Fast die Hälfte der Mitglieder sind Kinder. 18 Trainer leiten die Übungen. Insgesamt besteht der Judo-Club, der 1956 gegründet wurde, aus 890 Mitgliedern. Neben Judo und Karate gibt es noch die Abteilungen Aikido, Ju-Jutsu und Tai Chi. um