Die japanischen Kampfsportarten

Geschichte

In der Meji-Zeit Ende des 19. Jahrhunderts erfolgte in Japan ein gesellschaftlicher Wandel von der Feudalzeit zu einem moderneren, westlich geprägten Lebensstil. Die Idee einer gesundheitsfördernden sportlichen Erziehung fand hier Eingang. Es gab Bestrebungen, die traditionellen japanischen Kampfkünste zu sportlicher Körperertüchtigung umzuformen, was ein mühsamer Prozess war, der viele Gegner hatte. Maßgeblich beteiligt an diesen Bestrebungen waren japanische und ausländische Persönlichkeiten, wie Jigaro Kano aber auch der deutsche Arzt und Japanforscher Erwin von Baelz.

In den Bezeichnungen der japanischen Kampfsportarten tauchen oft bestimmte Begriffe auf. Z.B. „Ju“, das Sanftheit bedeutet, aber auch Nachgiebigkeit. Anekdotisch hat ein japanischer Arzt, der in China Medizin und Kampfkunst studiert hatte, im Winter die Elastizität von Weidenästen beobachtet, die nicht unter der Schneelast zerbrachen. So wurde dieses Prinzip in die Kampftechniken übernommen. „Do“ bedeutet Weg, und soll die ständige Entwicklung des Schülers der Kampfkünste verdeutlichen. Auch in Japan war es üblich den Kampf metaphysisch mit Elementen aus der Religion, des Zen- Buddhismus, zu überhöhen und die Persönlichkeitsentwicklung durch den Kampf zu definieren.

Ausgangspunkt vieler moderner Kampfsportarten war das traditionelle japanische Jiu-Jitsu, die Kunst der Sanftheit, und das Kenjitsu, die Kunst des Schwertes. Judo, der sanfte Weg, wurde von Jigaro Kano, aus Elementen des Jiu-Jitsu geformt. Auch das heutige Ju Jutsu beruht auf dieser historischen Kampfkunst. Einen anderen Ursprung hat das Karate, das in Okinawa aus dem chinesischen Boxen entstand. Okinawa wurde erst Ende des 19. Jahrhunderts zu einer japanischen Provinz. Aikido wurde wiederum vom Meister Morihei Ueshiba aus Jiu-Jitsu- und Kenjutsu- Elementen Anfang des 20. Jahrhunderts gegründet.  Zur genaueren Geschichte der einzelnen Sportarten wird auf die Seiten der jeweiligen Abteilungen verwiesen.

Bietigheim und Erwin von Baelz

Prof. Erwin von Baelz war gebürtiger Bietigheimer und wurde als Arzt für Innere Medizin 1876 nach Japan berufen, um hier die westliche Medizin zu etablieren. Er hat die gesundheitsfördernde Wirkung des Sports früh erkannt. Selbst sportlich veranlagt, erlernte er in Japan verschiedene Sportarten, z.B. das japanische Rudern und Kenjutsu, die Kunst des Schwertes. Für das Jiu-Jitsu war er mit 30 Jahren damals zu alt. Als geachtete Persönlichkeit und Berater des Gesundheitswesens war er später Leibarzt am kaiserlichen Hof und wurde mit dem höchsten Staatsorden dekoriert, dem Großkreuz der aufgehenden Sonne. Er förderte die Einführung des Sportunterrichtes an den Schulen, auch für Mädchen. Obwohl damals in Japan sich viele Stimmen dagegen aussprachen, erkannte er den sportlichen Wert der traditionellen Kampfkunst. So hielt er Jiu-Jitsu für die beste aller körperlichen Ertüchtigungen. Baelz und Kano kannten sich wohl persönlich, wirkten aber in unterschiedlichen Lebenswelten. Erwin Baelz wurde später in Deutschland der Adelstitel verliehen. Bietigheim-Bissingen hat ihn mit der gleichnamigen Plakette geehrt.

Kampfsport als Körperertüchtigung

Über den Wert der einzelnen Kampftechnik für die Selbstverteidigung hinaus wird Im Kampfsport allgemein die sogenannte Kraftausdauer trainiert, also die Fähigkeit über längere Zeit dynamische oder statische Muskelarbeit oberhalb von 30-50% der Maximalkraft durchzuhalten. Daneben werden Reaktionsschnelligkeit, Koordination, Beweglichkeit und der Gleichgewichtssinn geschult. Das Ganzkörpertraining erhöht die Vitalität und kann so einen Beitrag zur gesunden Lebensführung leisten.

Kampfsport und Werteerziehung

Schon Erwin von Baelz erkannte die erzieherische, wertevermittelnde Wirkung der Kampfkunst. Ihn beeindruckte die Selbstbeherrschung, die Ruhe und Würde der Kämpfer, gleich ob man Sieger oder Besiegter war.  Jigaro Kano beeinflusste die Kampfkünste durch die Erweiterung der Ziele auf „Kultivierung der Herzen“ „Leibeserziehung“ und „Wettkampf“. Die heutigen westlichen Judo-Werte Respekt, Höflichkeit, Wertschätzung, Ernsthaftigkeit, Selbstbeherrschung, Mut, Hilfsbereitschaft, Bescheidenheit und Ehrlichkeit passen gut in unsere Zeit und haben sich von früheren Elementen von Gehorsam und Unterwerfung emanzipiert. Die verschiedenen Sportformen sind vor allem Partner-Sportarten. Das gegenseitige Helfen und der Rollenwechsel von Verteidiger und Angreifer (Tori und Uke) sowie der optimale Einsatz von Körper und Geist fördert die Persönlichkeitsentwicklung auch außerhalb der Sportstätte (Dojo).

Der Judo- Club Bietigheim e.V.

Unser Sportverein besteht seit 1956. Der Bietigheimer Erwin von Baelz, der Förderer in der Gründungsphase der modernen Kampfsportarten, war eine von der Stadt geehrte Persönlichkeit. Daraus ergibt sich für den JCB eine historische Verpflichtung die diesbezügliche sportliche und geistige Tradition zu wahren. Der Verein entstand zunächst als reiner Judo-Club. Heute werden in unserem Verein verschiedene Kampfsportarten trainiert, Judo, Ju jutsu, Karate, Aikido, es werden aber auch Nichtkampfsportarten wie z.B. Yoga, Nordic Walking und Fitness ausgeübt.
Unsere Sportangebote sind für eine sehr breite Altersgruppe geeignet. Im Erlernen der verschiedenen Sportarten kennen wir heute, anders als es Erwin von Balz erging, keine Altersbegrenzung nach oben. So können auch die Sportinteressierten hier trainieren, bei denen nicht der Wettkampf, sondern die körperliche Ertüchtigung im Vordergrund steht. Unser Trainingskonzepte sind inklusiv und schwellenangepasst.

Das JCB- eigene Vereinsheim im Ellental enthält eine großzügige und gepflegte Trainingsfläche, die dauerhaft und komfortabel mit Matten ausgestattet ist. Unser Vereinsleben fördert das kameradschaftliche Miteinander, der gesellige Zusammenhalt wird durch Stammtische, gemeinsame Feste und abteilungsübergreifende Aktivitäten unterstützt.


Eine Mitgliedschaft im Judo-Club Bietigheim ist daher für junge und alte Sportbegeisterte sehr zu empfehlen! Ein Probetraining kann jederzeit vereinbart werden.